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Eine alte Institution neu gedacht: Neuaufstellungen ethnologischer Sammlungen in den letzten Jahren

Die ethnologische Museumslandschaft in Deutschland und in Europa ist derzeit im Wandel begriffen. Seit der Jahrtausendwende wurden mehrere Häuser neugebaut und eingerichtet, wurden Sammlungen umstrukturiert und Dauerausstellungen neu konzipiert (Göteborg 2004, Paris 2006, Leipzig 2005‐2009, Köln 2010, Basel 2011, Frankfurt und Berlin aktuell). Dabei verfolg(t)en die betreffenden Museen teils sehr unterschiedliche Ansätze, von einer thematisch-kulturvergleichenden Perspektive (Köln) über eine Aus-richtung an Fragen zu kultureller Diversität und sozialer Inklusion (Göteburg) bis hin zur Bevorzugung künstlerischer Sichtweisen auf musealisierte Artefakte (Frankfurt).

Die Suche nach neuen Ausstellungskonzepten offenbart, dass ethnologische Museen heute ganz offensichtlich aufgefordert sind, sich neu zu positionieren – sei es in Reaktion auf Kritik in der (Fach‐)Öffentlichkeit, angesichts knapper Budgets und niedriger Besucherzahlen, infolge des medialen Wandels oder mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Debatten und (globale) Entwicklungen. Neuaufstellungen ethnologischer Museen geben dabei nicht nur ein Bild von bestehenden Sammlungen, sondern auch von fachwissenschaftlichen Diskursen bzw. von der Disziplin Ethnologie selbst. Daher scheint es sinnvoll, die Diskussion erfolgter oder geplanter Neukonzeptionen nicht etwa den Zeitungsfeuilletons zu überlassen, sondern diese auch im KollegInnenkreis breiter und offener zu führen.

Die Zwischentagung der AG Museum soll die Möglichkeit dazu bieten. Einige Fragestellungen und Themenfelder erscheinen uns dabei besonders virulent:

  • Wie werden einerseits kulturelle Diversität, anderseits transkulturelle Verflechtungen derzeit in ethnologischen Museen thematisiert?
  • Was leisten thematisch-kulturvergleichende gegenüber regional-­geographischen Ansätzen?
  • Inwieweit ist es geboten und/oder möglich, den Blick stärker auch auf europäische Kulturen, Gesellschaften und Entwicklungen zu richten?
  • Welche Ansätze aus Nachbardisziplinen und verwandten Museumsgattungen haben sich auch in ethnologischen Museen als interessant erwiesen (etwa kulturwissenschaftliche, kunsthistorische u.a. Betrachtungsweisen)?
  • Wie kann mit großenteils historischen Sammlungen Bezug auf zeitgenössische Fragen und Entwicklungen genommen werden? Können und sollen ethnologische Museen weiter sammeln – und wenn ja, was und wie?
  • Welche Rolle spielt zeitgenössische Kunst in ethnologischen Museen? Was können künstlerische Auseinandersetzungen mit ethnologischen Sammlungen leisten?
  • Welche Formen der Zusammenarbeit mit Institutionen und Communities der Herkunftsländer ethnologischer Sammlungen gibt es derzeit und welche Perspektiven und Desiderate ergeben sich daraus?
  • In welcher Form können die Museen zu fachwissenschaftlichen Debatten beitragen und diese für ein breiteres Publikum zugänglich machen?

 

Die Tagung der AG Museum soll die Möglichkeit geben, diese und vergleichbare Fragestellungen mit Kolleginnen und Kollegen sowie Interessierten – durchaus auch kontrovers – am Beispiel von Neuaufstellungen oder Neuplanungen aus jüngerer Zeit zu diskutieren. Wir möchten die AG Museum als eine inspirierende Plattform verstehen, auf der Museums- und UniversitätsethnologInnen, Lehrende und Studierende, Praktiker und Theoretiker des Museumswesens über die Zukunft der Institution ethnologisches Museum debattieren.